• Alte Mauern aus wilden Zeiten
Dorsten Wappen Dorsten

Steinerne Zeugen der Vergangenheit

Wall- und Grabenanlagen in das moderne Stadtleben integriert

Im Jahr 1251 erhielt Dorsten durch den Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden die Stadtrechte, die erste Befestigung gab es laut handschriftlicher Notizen rund neun Jahre später. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Holzpalisadenwand auf einem rund um den Stadtkern aufgeschütteten Erdhügel. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadtbefestigung der Ausweitung der Stadt angepasst, aus Holzwänden wurden steinerne Mauern, Wall- und Grabenanlagen kamen hinzu. Es gab drei Stadttore und zwanzig Wehrtürme. Während des 30-jährigen Krieges wurden die Festungsanlagen um einen zweiten Mauerring und Bastionen erweitert, die allerdings nach Kriegsende wieder geschliffen wurden.

Mit Aufkommen der Neuzeit fielen zunächst die Stadttore weg, später die meisten Mauern, entlang der Straßen Südgraben und Ostgraben kann man deren Verlauf heute noch sehen. An der Westseite, für Jahrhunderte Grenze zur Grafschaft Kleve, waren die Befestigungen besonders stark und es gab kein Stadttor. Hier sind rund 500 Meter Mauerreste, eine Turmruine, ein umgebauter und ein kompletter Turm erhalten. Letzterer wurde Ende des 19. Jh. restauriert und wird seitdem als Gedenkstätte für gefallene Soldaten genutzt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert wird das sogenannte „Ehrenmal“ zu einer Gedenkstätte für die Opfer aller Kriege, auch durch die Anbringung in den 1980er Jahren von Bronze-Platten der Künstlerin Tisa von der Schulenburg-Schwester Paula zu den Themen von Krieg, Bombardierung, Flucht, Vertreibung, Tod und Leid.

Befestigungsanlagen Dorstens aus dem Blickwinkel der Künstlerin Tisa von der Schulenburg

Die Dorstener Innenstadt ist am 22. März 1945 zu neunzig Prozent zerstört worden. Der Wiederaufbau fand aber fast ausnahmslos auf den alten Grundmauern statt, lediglich die Häuserinsel der zentralen Lippestraße, der „Drubbel“, verschwand. Die Straßenzüge der Altstadt weisen somit nach wie vor die Form eines mittelalterlichen Rundlings mit einem zentralen Marktplatz auf, dies trägt zu einer gemütlichen Atmosphäre der Innenstadt bei. Am Marktplatz selbst zeugt das „Alte Rathaus“ früher die „Stadtwaage“, ein Renaissance-Kleinod aus dem Jahr 1567, von der einstigen Bedeutung Dorstens als regionaler Handelsumschlagplatz. Dorsten war bis zum Niedergang der Hanse als „kleine Beystadt“ der Hansestadt Dortmund zugeordnet. Einen Markt mit rund 40 regionalen Händlern von Lebensmitteln, Textil, Blumen und Schmuck gibt es übrigens bis zum heutigen Tag dreimal in der Woche.

Fotografien des beginnenden 20. Jahrhunderts zeigen viele Fachwerkhäuser in der Dorstener Innenstadt, leider haben nur zwei dieser Gebäude den Bombenhagel überstanden. Das Haus Seidemann ist rund 400 Jahre alt und befindet sich an der Ostseite der Stadt am Ende der „Kappusstiege“. Die Erbauer haben sich dem Straßenverlauf durch einen spitzwinkeligen Grundriss angepasst, die südliche Fassade besteht aus Ziegelstein. Einige Jahrhunderte lang gehörte das Haus nachweislich einer Kaufmannsfamilie. In der Straße „An der Vehme“ im direkten Umfeld der St. Agatha-Kirche steht das denkmalgeschützte ehemalige Speicherhaus des Stiftes Xanten. In diesem „Spikerhus“ nahe des Recklinghäuser Tores lieferten die stiftshörigen Bauern jahrhundertelang ihre Steuern in Form von Naturalien ab, auf dem angrenzenden Gelände befanden sich Scheunen und Stallungen. Das jetzige Gebäude ist Mitte des 17. Jahrhunderts als Nachfolgebau des ursprünglichen Gebäudeensembles erbaut worden. Nach der Säkularisation 1802 fiel das Haus an das Herzogtum Arenberg. Seit 1879 ist es im Familienbesitz der heutigen privaten Eigentümer.

Das Haus Seidemann am Ostgraben

Zusammenfassend gesagt sind die Überreste der Stadtmauern, die einzelnen alten Gebäude und der verwinkelte Grundriss der Altstadt wichtige Bausteine für das moderne Dorsten. Neben den Naturschätzen mit Wäldern, Parks und Gewässern, den ländlich geprägten, naturverbundenen Stadtteilen und der hundertjährigen Bergbautradition ist die Mittelaltergeschichte ein weiterer Pfeiler der Stadtidentität und erhöht die Attraktivität Dorstens für Besucherinnen und Besucher.

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