• Alte Mauern aus wilden Zeiten
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Die Paderborner Stadtbefestigung

Hohe Mauern, feste Türme und Tore prägen das Bild einer mittelalterlichen Stadt. Mit vielen Ressourcen und hohem Aufwand befestigten Stadtherren und Bürger ihre Stadt und sicherten sie gegen Eindringlinge. Die Stadtmauer hatte neben dem Schutz der Bürger auch einen repräsentativen Charakter und war eine bewusst auf weite Sichtbarkeit angelegte Grenze. Sie war ebenso eine Rechtsgrenze, die den Beginn des besonderen Rechtes einer Stadt anzeigte wie eine wirtschaftliche Grenze, an der Zoll erhoben werden konnte. Für die Einordnung einer mittelalterlichen Siedlung als Stadt ist die Existenz einer Mauer auch für die heutige Wissenschaft ein wichtiges Kriterium.

Eine fast drei Kilometer lange Stadtbefestigung umgab auch mehr als 600 Jahre die Paderborner Innenstadt. Sie bestand aus einer Ringmauer mit 33 Wachtürmen, fünf Stadttoren und einer Wallanlage, die einen zusätzlichen Schutz bot. Mit dem Anschluss Paderborns an das Eisenbahnnetz Mitte des 19. Jahrhunderts setzte ein beachtlicher wirtschaftlicher Aufschwung ein. In der Folge dehnte sich die Stadt weit über den ummauerten Bereich aus. Die Stadtmauer, die ihre Verteidigungsfunktion längst verloren hatte, wurde in weiten Teilen abgerissen. Die Erfindung des Schießpulvers und der Bau von Kanonen erforderte schließlich neue Verteidigungsanlagen. Von der im 12. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlage sind heute nur noch wenige Mauerreste sowie sieben Stadttürme erhalten. Die breite Ringstraße um die Altstadt verläuft etwa im Bereich des früheren Stadtgrabens.

Für die Stadtarchäologie in Paderborn ist die Erfassung der Stadtbefestigung, ihres Verlaufs, ihrer Öffnungen und Zugänge ein hochaktuelles Thema. Viele Baustellen betreffen den Bereich der Mauer und des Stadtgrabens und konnten in den letzten 30 Jahren untersucht werden. Kriegerische Auseinandersetzungen spiegeln sich in Ausbauphasen wieder, die – wie im Fall der Paderborner Bastion im 30-jährigen Krieg – die Hektik der Baumaßnahmen noch heute im Befund erkennen lassen. Trotzdem konnte die Stadt mehrfach leicht erobert werden. In friedlichen Zeiten lassen sich hingegen auch mangelnder Eifer und Sparsamkeit bei der Pflege der Befestigung nachweisen.

Die beiden besterhaltenen Wachtürme stehen am Maspernplatz: der Maspernturm in der Nähe der Paderhalle sowie der Heiersturm auf dem östlichen Teil des Platzes. Im Jahr 2004 wurden im Rahmen des befristeten Kunstprojektes „7 Türme – 7 Lichter“ die verbleibenden Teile der Türme von verschiedenen renommierten Künstlern als Kunstobjekte inszeniert. Von den ursprünglich sieben temporär angebrachten Lichtkunstwerken existieren heute nur noch zwei Installationen. Die Arbeit am Maspernturm wurde von dem Künstler Francios Morellet geschaffen. Sie trägt den Titel „plus ou moins“, was so viel bedeutet wie „mehr oder weniger“. Die roten Leuchtstoffröhren schalten sich – mal schneller und mal langsamer – ein und aus. Das von Hans Peter Kuhn geschaffene Lichtkunstwerk am Heiersturm, bei dem mehrere hell leuchtende Lichtlanzen den Turm durchstoßen, trägt keinen Namen.

Auch außerhalb der Stadt gab es ein Kontroll- und Schutzwerk, das Paderborn in einem weiten Radius umgab. Dazu wurden natürliche Hindernisse wie Fluss- und Bachläufe durch dichte Heckenpflanzungen, Palisaden und Wälle ergänzt. Auf Hügelkämmen errichtete man zur Verbesserung der Rundumsicht zusätzlich sieben Wachtürme. Der Lichtenturm ist Teil dieser mittelalterlichen „Warte“, dessen Ruine in den Kriegswirren 1945 gesprengt wurde. 1986 finanzierte die Paderborner Brauerei mit einer Kronkorkenaktion dessen Wiederaufbau.

Alle, die mehr über die Paderborner Stadtbefestigung wissen möchten, sollten dem LWL-Museum in der Kaiserpfalz Paderborn einen Besuch abstatten. Bis zum 27.03.2022 wird dort eine sehenswerte Sonderausstellung zu diesem spannenden Thema gezeigt. Weitere Informationen: www.kaiserpfalz-paderborn.de.

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