• Alte Mauern aus wilden Zeiten

Von hohen Türmen, tiefen Verliesen und zwei Städten Korbach

Korbacher Stadtgeschichte(n) aus der Hansezeit

„Korbach ist eine ansehnliche und hervorragende Stadt, stark ummauert und wohl befestigt, würdig, dass in ihr ein neuer Bischofssitz gegründet werde.“

So heißt es in einem Brief des Bistums Paderborn an das Konzil zu Basel im Jahr 1434. Es kommt zwar nicht zu einer solchen Gründung, aber klar ist: Korbach steht im 15. Jahrhundert in voller Blüte, das Ansehen der Hansestadt ist weit über ihre Grenzen hinaus sehr hoch. Auch die Korbacher Kaufleute waren zu jener Zeit weit über die Grenzen der Stadt hinaus aktiv. Ihre Spuren reichen bis nach Deventer (Flandern) und Reval (das heutige Tallin in Estland).

Der gebürtige Korbacher Johannes Rinck z.B. wurde in Köln zu einem wohlhabenden Kaufmann mit weitreichenden Beziehungen. Er ließ seiner Heimatstadt bedeutende Stiftungen zukommen, im Jahr 1450 z. B. 6.000 rheinische Gulden zur Fertigstellung der Nikolaikirche, der Kirche der Kaufleute in der Korbacher Neustadt. Auch andere stolze Bauwerke stammen aus dieser Zeit. Was erzählen Sie uns über das Leben in Korbach zur Zeit der Hanse?

Da ist das historische Rathaus von 1377, übrigens eines der ältesten fast durchgängig als Verwaltungssitz genutzten Rathäuser Deutschlands! Bis zu seiner Errichtung existieren zwei Städte Korbach – die Altstadt rund um die Kilianskirche und die Neustadt rund um die Nikolaikirche. Und beide Städte haben ihre eigene Verwaltung samt Bürgermeister, ein Rathaus und eine eigene Stadtmauer. Während in der Altstadt die alteingesessenen Adelsgeschlechter und Patrizierfamilien das Sagen haben, wohnen in der Neustadt vor allem zugezogene Händler und Handwerker.

Wie immer, wenn privilegierte Alteingesessene und tüchtige Neubürger miteinander auskommen müssen, gestaltet sich das Miteinander nicht ohne Schwierigkeiten. Doch letztlich beschließen die Räte der beiden Städte Korbach: Damit soll es vorbei sein, Alt- und Neustadt werden vereinigt! Das war im Jahr 1377, und ein neues Rathaus, gebaut genau auf der Grenze zwischen Alt- und Neustadt, besiegelt den Bund. Allerdings muss schon damals wohl erst langsam zusammenwachsen, was zusammengehört: Das Rathaus hat getrennte Eingänge aus beiden Städten, und die Mauer zwischen Alt- und Neustadt wird erst 1593 abgerissen…

Da sind die Mauern, Türme und Tore der Stadtbefestigung, die bis heute den historischen Stadtkern umschließen. Nach der Vereinigung von Alt- und Neustadt beschließen die Korbacher, beide bereits ummauerten Städte mit einer zweiten, gemeinsamen Mauer zu sichern. So entsteht der doppelte Stadtmauerring – auch so eine Besonderheit, mit der nur wenige Städte in Deutschland aufwarten können. Am Tag vor Himmelfahrt des Jahres 1414, es ist der 16. Mai, wird er endlich fertiggestellt. Die Innenmauer wird von einem Wehrgang aus verteidigt, die Außenmauer durch noch vorhandene Schießscharten. Zahlreiche Türme dienen den wehrhaften Bürgern als Verteidigungsbastionen.

Besonders der Tylenturm sticht hervor: Bis zu seiner ursprünglichen Höhe wiederaufgebaut, bietet er heute einen weiten Blick über Alt- und Neustadt. Früher hingehen ist der Turm Gefängnis und Verlies, die Delinquenten wurden im untersten Teil eingesperrt – ganz ohne Fenster und Weitblick, sondern dunkel, feucht und kalt…

Und schließlich sind da die gotischen Stadtkirchen St. Kilian und St. Nikolai. Beide wurden im 15. Jahrhundert fertiggestellt und sind nicht nur baulich eindrucksvoll, sondern auch kunsthistorisch und kirchengeschichtlich etwas Besonderes. Denn prächtige Hochaltäre, Sakramentshäuser und andere Kunstgegenstände sucht man in anderen evangelischen Kirchen in Hessen vergeblich.

Woran das liegt? Zu jener Zeit im Spätmittelalter spielt die Kirche eine wichtige Rolle im täglichen Leben. In Korbach verstehen es die Mönche des 1487 gegründeten Franziskanerklosters, mit volkstümlichen Predigten und fleißiger Seelsorge im Alltag der Menschen präsent zu sein. So bleibt die katholische Lehre mit ihren Bräuchen lange prägend, obwohl die Reformation in der umliegenden Grafschaft Waldeck bereits in den 1520er Jahren eingeführt wird – übrigens nach lutherischem Bekenntnis, was anders als im reformierten Hessen einen „Bildersturm“ in den Kirchen verhindert. Und es ist wohl diese besondere Konstellation, die dazu geführt hat, dass die reiche Schmuckausstattung der heute evangelischen Stadtkirchen fast vollständig erhalten bleibt.

All diese Stadt-Geschichte(n) können Sie bei einem Besuch in Korbach erleben. Ganz klassisch zum Beispiel bei einer Stadtführung, oder auch digital auf dem interaktiven Rundweg „Zwischen den Mauern“. Ganz neu sind unsere Stadtkrimi-Routen durch die historische Alt- und Neustadt: lösen Sie zwei Kriminalfälle und erfahren Sie viel Interessantes zu Korbach und seinen Besonderheiten. Natürlich ist auch das Wolfgang-Bonhage-MUSEUM KORBACH immer einen Besuch wert. Sein sehenswertes Ensemble aus historischen und modernen Gebäuden umfasst übrigens auch ein gotisches Steinhaus, das im 15. Jahrhundert den Hansekaufleuten als feuersicheres Lagerhaus diente.

Weitere Informationen, Stadt- & Erlebnisführungen und vieles mehr:

Korbach-Information
Prof.-Bier-Str. 15 (Fußgängerzone)
34497 Korbach
05631/53-232
tourismus@korbach.de
www.hansestadt-korbach.de

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