„Korbach ist eine ansehnliche und hervorragende Stadt, stark ummauert und wohl befestigt, würdig, dass in ihr ein neuer Bischofssitz gegründet werde.“
So heißt es in einem Brief der geistlichen und weltlichen Stände des Bistums Paderborn an das Konzil zu Basel 1434. Es kommt zwar nicht zu einer solchen Gründung, aber klar ist: Die Hansestadt Korbach steht im 15. Jahrhundert in voller Blüte. Die prächtigen Kirchen von St. Kilian (Altstadt) und St. Nikolai (Neustadt) werden fertiggestellt, dazu ein stolzes Rathaus und die starken Mauern des doppelten Stadtmauerrings mit ihren Türmen und Toren – das Ansehen der Stadt ist auch weit über ihre Grenzen hinaus sehr hoch.
So ist es nicht auch verwunderlich, dass sich die schon zuvor sehr aktiven Korbacher Kaufleute nun auch vermehrt dem überregionalen hansischen Fernhandel zuwenden. Im 15. Jahrhundert reichen ihre Spuren bis nach Deventer (Flandern) und Reval (das heutige Tallin in Estland).
Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Korbach als eine der am weitesten südlich im Binnenland gelegenen Städte zur Hansestadt wurde? Und welche Zeugnisse aus dieser Zeit sind noch heute in der Stadt zu finden?
Korbachs Weg in die Hanse
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts kommen immer mehr Kaufleute und Handwerker nach Korbach. Mitten in der Stadt, am Schnittpunkt der wichtigen Handelswege von Köln nach Leipzig (Heidenstraße) und von Bremen nach Frankfurt (Weinstraße), entsteht der Marktplatz. Und als Bischof Bernhard II. von Paderborn Korbach 1188 das Soester Stadtrecht verleiht, erhält die Stadt neben Markt- und Münzrechten sowie einer eigenen Gerichtsbarkeit auch das Recht, eine Stadtmauer zu bauen.
Doch die ummauerte Stadt wird schon bald zu klein. Bereits an der Wende zum 13. Jahrhundert wird nördlich an die Stadtmauer angrenzend in zwei Etappen eine Neustadt angelegt. Um 1250 erhalten Untere und Obere Neustadt eine gemeinsame Stadtmauer. Im Jahr 1377 werden Alt- und Neustadt vereinigt. Die Stadtmauern werden ausgebessert und beide Städte von einem 2. Mauerring umschlossen. Das neue Rathaus auf der Grenze zwischen Alt- und Neustadt besiegelt den Bund.
Gotische Steinkammern
Dieses Rathaus ist eines der wenigen steinernen Häuser, die die engen Fachwerkgassen des mittelalterlichen Korbachs überragen. Insgesamt gibt es bis heute noch vier weitere Steinkammern aus dem 14. Jahrhundert: Dicke Mauern aus Kalkstein mit schmückenden Treppengiebeln, kleine, früher z.T. durch Eisenläden verschließbare Fensteröffnungen und einen feuersichere Steinpackung auf dem Dach. So konnten die Korbacher und auch durchreisende Kaufleute ihre Waren sicher lagern und in Korbach anbieten.
Typisch für diese Steinkammern ist ein angebautes Fachwerkaus, das als Wohnhaus diente und meist auch den einzigen Zugang zum benachbarten Steinhaus bot. Schön sieht man das beim sog. „Spukhaus“ – wenn auch das Fachwerkgebäude nicht mehr aus der Erbauungszeit stammt. Das Haus dient bis heute als Lagerhaus – nämlich der Korbacher Freilichtbühne für ihren umfangreichen Fundus an Kostümen und Requisiten. Warum es im Volksmund „Spukhaus“ genannt wird, liegt an der alten Sage vom „Schwarzen Schwein“, die in Korbach von Generation zu Generation weitererzählt wurde.
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Heiraten im Steinhaus
Beim größten der Korbacher Steinhäuser – dem Gildehaus – dienten dagegen nur die oberen drei Geschosse Lagerzwecken. Der im Erdgeschoss erhaltene friesische Kamin und weitere Merkmale in den unteren zwei Etagen weisen auf eine wohnliche Nutzung hin. Heute fungieren die repräsentativen Räumlichkeiten als Kulisse für Brautpaare, die sich vor dem mittelalterlichen Kamin das Ja-Wort geben können.
Hansegeschichte erleben
Bleibt zum Schluss die Korbacher „Museumsinsel“. Die Städtischen Museen Korbach bestehen aus einem Ensemble aus historischem Fachwerk, einem gotischen Steinhaus und modernen Bauten, die zugleich als verbindendes Foyer genutzt werden. Und passenderweise beherbergt genau das Steinhaus die Ausstellung zur Hansegeschichte Korbachs – und ist immer einen Besuch wert!