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Coesfeld Wappen Coesfeld

Die Berkel – ein Fluss „taucht“ wieder auf

Die Berkel ist ein Nebenfluss der IJssel (Niederlande) und einer der letzten natürlich erhaltenen Sandbäche im westlichen Münsterland. Sie entspringt in den Baumbergen in der Nähe von Billerbeck, rund 22 km westlich von Münster. Nach Billerbeck passiert der Fluss Coesfeld, im Anschluss geht es weiter vorbei an Gescher, Stadtlohn und Vreden. Kurz hinter Vreden erreicht die Berkel niederländisches Gebiet. Für wenige hundert Meter bildet sie die Staatsgrenze zu den Niederlanden. Dort geht es weiter über Eibergen, Borculo, Lochem und Almen weiter nach Zutphen, wo sie nach 115 km in die IJssel mündet.

Die Geschichte der Stadt Coesfeld ist eng mit der Berkel verbunden. Der Fluss teilte die Stadt früher in zwei Siedlungsbereiche. Zunächst gab es nur eine Furt, später im Mittelalter zwei Brücken, jeweils Stellen, an denen man die Berkel überqueren konnte. Das Wasser der Berkel trieb die Mühlen an, von denen zwei innerhalb der Stadtmauern lagen.

Berkel und Zuflüsse speisten die Stadtgräben als Teil der Stadtbefestigung und der Gräben der Zitadelle, die im 17. Jhd. in Coesfeld stand. Bis ins 19. Jhd. hinein wuschen Frauen ihre Wäsche in der Berkel. Damals existierten acht öffentliche und 20 private innerstädtische Waschplätze entlang des Flusses. Natürlich gab es auch Badeplätze an der Berkel, die „10 Pfennig Badeanstalt“ ist vielen älteren Coesfelder noch heute in Erinnerung. Der erste öffentliche Badeplatz an der Berkel wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom Magistrat eröffnet. Auch für den Handel spielte die Berkel eine Rolle. Sie war ein wichtiger Transportweg für Güter bis in die Niederlande. Es soll sogar Baumberger Sandstein in die Niederlande transportiert worden sein. Im Gegenzug kamen unter anderem Kaffee und Heringe ins Münsterland. Im18. Jhd. war die Berkel zeitweise bis Coesfeld schiffbar. Aufgrund des meist niedrigen Wasserstands wurden Plattbodenschiffe (Zompen) mit geringem Tiefgang eingesetzt.

Immer wieder gab es Hochwasser in der Stadt. Die Flussaue im Schlosspark inmitten der Stadt war lange Zeit Hochwasserzone. Die letzte große Überschwemmung war 1946, damals stand das Wasser meterhoch in der zerstörten Innenstadt. Viele Wasserabflüsse waren durch Trümmerteile verstopft.

Hochwasser Februar 1946

Im 19. Und 20 Jhd. war der innerstädtische Flusslauf durch Industrialisierung und Besiedlung zu einem Abwasserkanal verkommen. Die Bauern flussabwärts der Stadt beklagten das massive Fischsterben, auch das Vieh konnte mit Berkelwasser nicht mehr getränkt werden. Laut eines Gutachtens war die Berkel ökologisch tot. Noch in den 70ger Jahren gehörte die Berkel zu den schmutzigsten Flüssen im Münsterland, heute bewegt sich die Wasserqualität wieder in einem guten Maß.

In der Nachkriegszeit wurde der Verlauf der Innenstadtberkel begradigt. Im 20. Jhd. überbaute, verrohrte und überdeckelte man die Berkel immer weiter, so dass sie vollständig aus dem innerstädtischen Blickfeld verschwand und von den Menschen gar nicht mehr wahrgenommen wurde. Teile der Innenstadtberkel sind heute mit Gebäuden oder Wegen überbaut, nur an einigen Stellen kann man die Berkel noch sehen – und das ist oft kein schöner Anblick, weil auch die Seitenwände gemauert oder betoniert sind.

Zum Glück hat sich dies seit einigen Jahren zumindest in Teilen geändert. Im Rahmen einer regionalen Strukturfördermaßnahme in Nordrhein-Westfalen (Regionale 2016) wurde der innerstädtische Flussverlauf in die Stadtarchitektur integriert. Zunächst wurde der Schlosspark umgestaltet, durch den die Berkel seit Jahrhunderten fließt. Im Juni 2017 konnte er als das erste Teilprojekt der UrbanenBERKEL wiedereröffnet werden. Geprägt wird der Park durch die Berkel, die durch die Umgestaltung wieder zu einem erlebbaren Fluss umgewandelt wurde. Zwei Staustufen helfen hierbei, ein gleichmäßiges Wasserbild zu erzeugen. Die flachen Ufer laden zum Aufenthalt am Wasser, eine Furt zum Durchqueren ein. Ein thematischer Wasserspielplatz mit generationsübergreifenden Spielgeräten, die sich an einer frei erfundenen Berkel-Geschichte orientieren, ergänzt das Angebot. Direkt neben dem Rathaus gelegen ist der Schlosspark einfach zu erreichen und eine grüne Oase der Stadt. Weitere Baumaßnahmen sind in vollem Gang, Teilbereiche auch abgeschlossen. So wird die Berkel ein wenig aus der Versenkung geholt und für die Menschen wieder sichtbar gemacht. Eine eigens entwickelte Stadtführung beschäftigt sich mit der Berkel und ihren Geschichten.

Nicht nur in Coesfeld, auch stadt- und grenzübergreifend gibt es inzwischen viele Berkelprojekte. Sei es der Berkelradweg von der Quelle bis zur Mündung, das Forum Bildungsberkel oder die 3. Berkelcompanie. So wird die Berkel wie früher zum verbindenden Element zwischen dem Münsterland und den Niederlanden.

Auch Bücher über die Berkel gibt es. „Berkel – Mein Leben als Fluss / Mijn leven als rivier“ erzählt, vom Leben an und mit der Berkel. Das zweisprachige Buch ist eine Fundgrube für Entdeckertypen, Heimatfans, Kunstliebhaber und Wasserfreunde jeden Alters. Die Geschichte der Berkelschiffahrt wird in dem Kinderbuch „Berkelboot vermisst“ erzählt. Ein niederländischer und ein deutscher Junge versuchen gemeinsam, das Geheimnis um das Verschwinden eines Berkelbootes Ende des 19. Jahrhunderts zu lüften.

Weitere Informationen / Literaturverzeichnis:

  • Berkel – Mein Leben als Fluss / Mijn leven als rivier; Doris Röckinghausen u.a.; Coesfeld 2016; ISBN 978-3-00-052589-6.
  • Berkelboot vermisst, Evelien van Dort, 2015; ISBN 978-9-06-038560-9

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