• Starke Frauen in der Hanse
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Über sieben Jahrzehnte in Frauenhand

Die Geschichte der Telgter Mühlen

Christine Ernesti heiratete am 11.5.1790 Clemens August Anton Terfloth, einen Mühlenerbpächter. Als der preußische Staat zu Beginn des 19. Jahrhunderts Eigner der Mühlen wurde, ergab sich für Christines Mann die Möglichkeit die Mühlen zu erwerben. Er trat in Kaufverhandlungen ein. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1833 setzte Christine Terfloth die Kaufverhandlungen für die Telgter Mühlen fort und erwarb diese schließlich. Mit großer Tatkraft und Umsicht führte sie sowohl das Unternehmen als auch ihre Familie. In ihren Testamenten legte sie fest, dass ihre vier unverheirateten Töchter die Mühlen erben und das Erbe auch in zukünftigen Generationen innerhalb der Familie und unter weiblicher Führung bleiben sollte. So wurde Christine nicht nur zur Gründerin des Unternehmens, sondern auch zur Wegbereiterin einer weiblichen Erbfolge.

Mit dem Erbfall übernahmen im Jahr 1850 drei ihrer Töchter die Mühlen: Angela, Catharina, Lisette und Bernadina. Die älteste Tochter, Angela, tat sich besonders als geschickte Geschäftsfrau hervor. In der großen und verzweigten Familie galt Angela als Hüterin des Familieneigentums – neben den Mühlen gehörten auch Wohnhäuser und landwirtschaftliche Flächen zum Erbe. Als „Tante Engel“ war sie zudem Versorgerin unverheirateter Familienangehöriger und gemeinsam mit ihren Schwestern auch eine Wohltäterin in Telgte.

Angela überlebte ihre drei Schwestern um zwei Jahrzehnte und bewahrte bis zu ihrem Tod das Alleineigentum an den Mühlen. Durch ihren ausgeprägten Unternehmerinnengeist, ihre klugen Investitionen und die technischen Neuerungen trug sie maßgeblich zum Ausbau des Unternehmens A. Terfloth bei. So ließ Angela um 1860 eine neue Kleine Mühle errichten. Die Sägemühle, die sich einstmals gegenüber des heutigen Bernsmeyerhauses befand, war die lukrativste der nun insgesamt vier Mühlen. Ferner ließ sie bei der Großen Mühle die drei vormaligen Wasserräder durch ein leistungsfähigeres Wasserrad ersetzen. In ihrem Testament von 1870 legte sie nach dem Willen ihrer Mutter fest, dass ihre Nichten Fanny und Laura Meckel das Unternehmen weiterführen sollten. Diese lebten in Angelas Haushalt und wurden entsprechend auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereitet. Angela starb im Jahr 1883 im Alter von 90 Jahren. Sie war die Konsolidiererin des Mühlengeschäfts und sicherte dessen langfristigen Erfolg.

Die beiden Meckel-Schwestern leiteten die Firma A. Terfloth bis Fanny 1901 starb. Laura vererbte die Firma an ihre adoptierte Nichte Antonia Becker. Bis 1908 blieb das Unternehmen in weiblicher Hand bis schließlich aufgrund der Entstehung von Großmühlen das Kleinmühlengewerbe zu Grunde und so auch die Firma A. Terfloth in 1908 in Konkurs ging. So endete die Dynastie der Telgter Mühlenfrauen. Über 70 Jahre lang blieben die Telgter Emsmühlen in Frauenhand und prägen noch heute das Stadtbild.

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