Die Geschichte von Dorothea Strubberg ist eine Geschichte von Tod und Verlust, aber auch von Lebenswillen und für ihre Zeit ungewöhnlichem Unternehmergeschick. Aber der Reihe nach…

Johanna Dorothea Elisabeth Strubberg wurde 1724 als Tochter des Rentmeisters Johann Wilhelm Strubberg aus Berich an der Eder geboren. Sie heiratete 1745 den Apotheker Johann Adolf Schmidt, der in Korbach die Waldeckische Hofapotheke eröffnet hatte. Noch im Hochzeitsjahr errichtete das Paar ein neues Apothekerhaus in der heutigen Prof.-Kümmell-Straße, und ein Jahr später kam ihre Tochter Margarethe zur Welt. Doch das Glück währte nur kurz, denn schon 1747 starb Johann Adolf Schmidt.
Die Witwe übertrug die Leitung der Officin dem Provisor Johann Christian Friedrich Cramer aus Halberstadt. Ob aus Liebe oder aus wirtschaftlichen Gründen – darüber schweigen die Quellen – jedenfalls ehelichte Dorothea schon bald den Provisor und gebar ihm drei Kinder. Doch auch die Amtszeit des neuen Apothekers dauerte nicht lange. 1757 wurde Dorothea zum zweiten Mal Witwe.
Wieder musste sie einen Provisor suchen – keine leichte Aufgabe, denn in den Folgejahren wechselten die Verwalter mehrfach, so dass die Apotheke in keinem guten Ansehen mehr stand. Erst nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges besserten sich die Verhältnisse, als Margarete, ihre Tochter aus erster Ehe, den Apotheker Conrad Dietrich Krüger heiratete und Fürstin Christiane von Waldeck und Pyrmont das Privileg der Hofapotheke erneuerte.
Wie seine Vorgänger verstarb aber auch Krüger früh – und nun stand die Tochter vor der Aufgabe, vor der ihre Mutter bereits zweimal gestanden hatte. Wieder begann eine lange Phase der Provisoren, bis Johann Carl Dietrich, der älteste Enkel von Dorothea, die Leitung der Apotheke übernahm. Doch der Tod verfolgte den männlichen Zweig der Hofapotheke weiter. Nach nur zwei Jahren im Amt starb auch dieser.
Johanna Dorothea Elisabeth, geb. Strubberg, verw. Schmidt, verw. Cramer überlebte ihren Enkel um vier Jahre und starb 1798 im Alter von 73 Jahren. Ihre Apotheke hatte sie trotz des Todes zweier Ehemänner, des Schwiegersohnes und des Enkels sowie durch die Wirren des Siebenjährigen Krieges hindurch in die Zukunft geführt. Der Eintrag im Kirchenbuch der Korbacher Neustadt lautete: „Sie war die erste rechtschaffene Frau in jedem Betracht. Ihr Gedächtnis bleibe zu uns im Segen.“

Übrigens: Die Grab- und Gedenksteine der verstorbenen Apotheker finden sich bis heute auf dem Totenhagen, dem historischen Friedhof im doppelten Stadtmauerring. Und das 1745 von Johann Adolf Schmidt und seiner Frau errichtete Haus beherbergt noch immer eine Apotheke – die Hirsch-Apotheke. Sie ist damit die älteste und traditionsreichste bis heute bestehende Apotheke der Stadt – und das Geburtshaus von Prof. Dr. Hermann Kümmell, dem berühmten Chirurgen und „Erfinder“ der Blinddarmoperation, der hier 1852 das Licht der Welt erblickte. Aber das ist eine ganz andere Geschichte, die Sie in Korbach erleben können…