Kunst liegt immer im Auge des Betrachters, was bei dem Einen auf Unverständnis stößt, löst beim Anderen Begeisterung aus. Kunst in allen Facetten haben auch die Westfälischen Hansestädte zu bieten.
Das 1993 eröffnete Kunstmuseum in Ahlen präsentiert sich in einem einzigartigen Gebäude-Ensemble dreier Architektur-Epochen, das in seiner Verbindung von Alt und Neu die Programmatik des Hauses widerspiegelt. Das Museum wird von der Theodor F. Leifeld-Stiftung getragen und zeigt vor allem Werke der Klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst in bis zu fünf Wechselausstellungen im Jahr. Hinzu kommen große kunst- und kulturgeschichtliche Überblicksschauen im Wechsel mit Präsentationen des eigenen Sammlungsbestandes, dessen Schwerpunkte die Malerei am Übergang vom Impressionismus zum Expressionismus aus Westfalen und dem Rheinland sowie das konstruktive und konkrete Kunstschaffen aus Nordrhein-Westfalen nach 1945 sind.
Einen der ungewöhnlichsten Museumsbauten weltweit kann man in Herford bewundern. Die schwingenden Bewegungen der Fassade des Marta Herford stammt von dem amerikanischen Star-Architekten Frank Gehry. Dach- und Fassadenkonstruktion reagieren auf an angrenzenden Flusslauf der Aa. Im Innern des 2005 eröffneten Museums setzt sich dies fort: Als bewegte Raumvolumen mit geradezu tänzerischer Choreographie verwandelt die Architektur jede Ausstellung in ein besonderes Raumerlebnis. Außen sichtbar: dunkelrote Backsteine, die im Kontrast stehen zum hellen Edelstahldach und dem weiß verputzten Gebäudekern. Das Marta Herford ist ein Museum für zeitgenössische Kunst, das auch Verbindungen zu Design und Architektur herstellt.
Das Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna ist das weltweit erste und einzige Museum, das sich auf die Präsentation von Kunstwerken aus Licht konzentriert. Weithin sichtbar durch den 52 Meter in den Himmel ragenden Schornstein der alten Lindenbrauerei bietet das Zentrum dieser zeitgenössischen Kunstform seit 2001 tief unter der Erde eine Fläche von insgesamt 2.600 Quadratmetern. Seinen einzigartigen Charakter erhält das Museum durch die Konzentration auf den installativen Aspekt der Lichtkunst. Jede der Lichtinstallationen wurde eigens für die Räume vor Ort geschaffen und ist in ihrem ästhetischen wie technischen Auftritt individuell auf diesen Ort zugeschnitten.
Inzwischen haben dreizehn der international renommiertesten LichtkünstlerInnen eine dauerhafte Installation eingerichtet: Mario Merz, Joseph Kosuth, Mischa Kuball, Rebecca Horn, Christina Kubisch, Keith Sonnier, Jan van Munster, François Morellet, Christian Boltanski, Brigitte Kowanz und Olafur Eliasson. Den inhaltlichen Fokus der Sammlung bildet das Werk von James Turrell, der mit zwei Arbeiten in der Sammlung vertreten ist.
Das Zentrum für Internationale Lichtkunst ist täglich außer Montags im Rahmen von 90-minütigen öffentlichen Führungen zu besuchen. Zu Wechselausstellungszeiten stehen die hier gezeigten Arbeiten im Fokus der Führungen. Daneben gibt es aber immer auch Werke aus der ständigen Sammlung zu sehen.
Am Jerke Museum in Recklinghausen ist so ziemlich alles ungewöhnlich: Der Inhaber, der Standort, die Architektur, der Inhalt und vor allem wie es dazu gekommen ist. Erst 2016 wurde das eröffnet – das erste Museum für moderne polnische Kunst außerhalb Polens. Errichtet wurde es in Privatinitiative von Dr. Werner Jerke, der als renommierter Augenarzt mit eigener Klinik in Herten tätig ist und der mit dem Museum seine Sammlung öffentlich zugänglich macht. Das Gebäude ist monolitisch, kantig, puristisch und provokant. Es befindet sich im Herzen der Recklinghäuser Altstadt vis-a-vis zum Ikonenmuseum und der Propsteikirche St. Peter. Das Haus bildet einen spektakulären Kontrast zu den historischen Gebäuden in Steinwurfnähe. Es sieht aus wie ein in Granit gegossenes Modellhaus mit Satteldach.
Die Sammlung des Museum Jerke besteht aus 600 Exponaten und enthält Raritäten der polnischen Avantgarde der 1920er Jahre und der polnischen Moderne ab 1960. Das Museum präsentiert auf zwei Ebenen und auf einer Ausstellungsfläche von rund 400 Quadratmetern eine Dauerausstellung mit 50 bis 60 ausgewählten Kunstwerken.
Das Museum Wilhelm Morgner in Soest zeigt im „Raum Schroth“ ausgewählte Arbeiten aus der in Expertenkreisen hoch geschätzten Kunstsammlung von Carl-Jürgen Schroth. Der Wirtschaftsingenieur und Unternehmer hat in den vergangenen 40 Jahren fast 400 Werke von etwa 90 Künstlern aus verschiedenen Ländern zusammengetragen, unter anderem Arbeiten von Yves Klein, Hellmut Bruch, Heiner Thiel und Beat Zoderer. Die Sammlung Schroth ist damit eine der führenden Privatsammlungen für konkrete und post-minimale Kunst weltweit. Aus der deutschen Kunstszene sind unter anderem Leo Erb, Günter Umberg, Lore Bert und Ulrich Rückriem in der Sammlung vertreten.
Die seit 1950 aufgebaute „Moderne Galerie“ des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster zeigt einen gut bestückten Gemäldebestand vom deutschen Impressionismus mit Liebermann, Slevogt und Corinth, dem Expressionismus über die Bauhauszeit und die Kunst der fünfziger Jahre bis zur internationalen Avantgarde. Im zentralen Kunstmuseum Westfalens ist die zeitgenössische Kunst aber nur einer von vielen Themenbereichen: Mehr als 300.000 Exponate befinden sich im Besitz des seit 1908 am Domplatz in Münster residierenden Museums. In dem 2014 erweiterten und neu gestalteten „Mukuku“ gibt es Kunstwerke vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Die einzelnen Kunstwerke haben Luft, um wirklich wahrgenommen zu werden. Für jeden Raum gibt es ein eigenes Farbkonzept. Die historischen Bestände umfassen Kunstwerke der Region und benachbarter Gebiete, darunter das Familienbild des Grafen Johann II. von Rietberg, Fragmente des Liesborner Altars sowie des Marienfelder Altars.
Auch von außen ist das Museum ein Hingucker: Die markante Spitze des neuen Gebäudeteils zeigt direkt auf den Dom. Über die restaurierte Lichtinstallation von Otto Piene an der Fassade des Museums wird heftig gestritten. Der Träger hat sein Logo mitten ins Kunstwerk platziert. Viele Kunstfreunde halten das für eine Zumutung.