So etwas gibt es kaum in einer anderen Stadt Deutschlands: Etwa 38% aller innerstädtischen Wege werden in Münster per pedales zurückgelegt – auf dem Fahrrad. Da gilt natürlich auch für Gäste: Wer wirklich das originäre Münster-Feeling erleben will, der sollte sich schon aufs Rad schwingen – damit wird die Stadt zu einer besonders nachhaltigen „Erfahrung“.
Ganz Münster fährt Fahrrad, quer durch alle Altersschichten und zu allen Anlässen. Ob zum Einkauf um die Ecke, zur Arbeit, als sportlicher Ausgleich oder sogar zum Standesamt – die „Leeze“ (Masematte für: Fahrrad; Masematte: altmünstersche Kleine-Leute-Sprache) ist das Verkehrsmittel der Wahl. Und vielleicht auch eine Ursache dafür, warum sich so viele niederländische Besucher hier besonders wohl fühlen.
Der hohe Fahrradanteil kommt nicht von ungefähr: Viele wichtige Ziele in der Innenstadt liegen nah beieinander und sind per Rad unkompliziert zu erreichen. Dabei dient die Promenade als einzigartiger Verteilerring rund um die Altstadt – ein von Gästen vielbestaunter „Highway“, ausschließlich für Radfahrer (und Fußgänger) reserviert. Von ihr aus lassen sich Institute der Hochschulen, das Schloss, der Hauptbahnhof sowie der Aasee im Südwesten als großes Freizeitareal schnell und bequem ansteuern. Zur weiteren Förderung des Radverkehrs wird zudem einiges ausprobiert: Eigene Fahrradstraßen sind ausgewiesen und unübersehbar markiert. Ein Pilotprojekt mit einem „Grünen Pfeil“ an Ampelkreuzungen hilft speziell rechtsabbiegenden Radfahrern. Oder Ampeltrittbretter: Spezielle Gestelle, die Radelnden bequemeres Anhalten und einfacheren Start ermöglichen.
Und natürlich passt das Radeln insgesamt sehr gut zum speziellen Lebensstil der Stadt: In Münster spielen Themen wie Bewegung im Grünen, Gesundheit und Nachhaltigkeit traditionell eine große Rolle.
Mit einer Leeze begnügt sich der Münsteraner übrigens nicht, er besitzt vielmehr 1,67 – sagt zumindest die Statistik und zählt dabei vom Baby bis zur Rentnerin alle mit… Über eine halbe Million Drahtesel auf Münsters Straßen sind sicher ein Grund, warum so viele Fahrradläden – über 100 Firmen sind eingetragen! – in Münster ein einträgliches Auskommen haben.
Wo so viele Räder sind, braucht es Platz zum Parken. Münster war deshalb die erste Stadt bundesweit, die 1999 ein Fahrradparkhaus am Bahnhof errichtete. Aktuell sind es drei Parkhäuser im Stadtgebiet, die Pendlern und Besuchern Platz für bis zu 3.500 Fahrräder bieten. Auch aktuellen Entwicklungen wird Rechnung getragen: E-Bike-Fahrer können an vielen Stellen in Münster ihren Akku kostenfrei aufladen. Auch wer mal besonders Sperriges zu transportieren hat, muss nicht verzweifeln: Lasse, Lotte, Lemmy und Mecky heißen die XXL-Lastenräder, die sich jeder ausleihen kann. Und wer sich in Münster selbst ein Lastenfahrrad anschafft, bekommt sogar einen Zuschuss aus dem städtischen Haushalt.
Doch natürlich wird nicht nur im Alltag geradelt. Spätestens mit Beginn der „Saison“ schwärmen Münsters Pedalritter ins Umland und genießen das bestens ausgebaute Radwegenetz, kehren in den zahlreichen Biergärten und Ausflugslokalen am Streckenrand ein oder lassen sich zu einem Picknick inmitten der reizvollen münsterländischen Parklandschaft nieder.