Annette von Droste-Hülshoff – „Die Judenbuche“ und das Dorf „B“
Annette von Droste-Hülshoff wurde im Januar 1797 auf Burg Hülshoff in Münster geboren. Sie war eine deutsche Schriftstellerin, Komponistin und gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen. Am 24. Mai 1848 verstarb sie auf der Burg Meersburg. Der Wohnsitz ihrer Großeltern und Stammsitz der Familie von Haxthausen war das „Schloss Bökerhof“, hier entstand ihre bekannte Novelle „Die Judenbuche“.
1813 kam Annette während eines Besuches in Bökendorf erstmalig in Kontakt mit Wilhelm Grimm, der sich zu dieser Zeit schon im Rahmen des „Romantikerkreises“ mit der Sammlung von Märchen, Sagen und literarischem Volksgut befasste. Ab 1838 hielt sich Annette von Droste-Hülshoff wieder vermehrt in Bökendorf auf, wobei sie den Bökerhof nur noch besuchte und im nahegelegenen Haus Abbenburg wohnte. Der Drostestein in einem Wald in der Nähe von Bökendorf wurde zum Gedenken an Annette von Droste-Hülshoff im Jahre 1964 errichtet.
Auch zu Bellersen (Nachbarort von Bökendorf – 2,5 km entfernt) zeigte Annette von Droste-Hülshoff eine Verbindung. In ihrer Novelle „Die Judenbuche“, die 1842 erstmalig veröffentlicht wurde, wird Bellersen als das „Dorf B“ dargestellt und erlangte dadruch internationale Bekanntheit. Im Vordergrund steht dabei ein Mordfall, der sich tatsächlich in der Gegend um Bellersen ereignet hat und über den Annettes Onkel August von Haxthausen bereits ausführlich geschrieben hatte.
Annette von Droste-Hülshoff nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich darüber bewusst, große Kunst zu schaffen. Der Gedichtzyklus „Das geistliche Jahr“ ist ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität. Die Ausführungen dieses Werkes werden heute als autobiografisch erachtet, da sie insgesamt über 20 Jahre daran arbeitete. Die städtische Realschule in Brakel wurde im Jahr 1986 ebenfalls nach der berühmten Dichterin benannt. In den Balladen und in ihrem erzählerischen Meisterwerk „DIE JUDENBUCHE“ geht es der Dichterin immer wieder um die Fragen von Schuld und Gerechtigkeit, aber auch um das Verständnis für Menschen, die den geraden Weg verlassen haben.
Werner von Haxthausen – sprachbegabter Philologe
Werner Moritz Maria Graf von Haxthausen war ein deutscher Staatsbeamter, Gutsbesitzer und Philologe. Geboren wurde er am 18. Juli 1780 in Bökendorf und verstarb am 30. April 1842 in Würzburg, er schrieb selbst Gedichte und bearbeitete eine Sammlung Neugriechischer Volkslieder, über die sich auch Goethe lobend äußerte.
Er studierte Rechtswissenschaften und Medizin in verschiedenen Städten und wandte sich einige Jahre später dem Studium der Orientalistik zu. Als besonders sprachgewandter Philologe schrieb von Haxthausen auch selbst Gedichte und bearbeitete eine Sammlung Neugriechischer Volkslieder, über die sich Goethe lobend äußerte. Ebenso wie sein Bruder ,August von Haxthausen und seine Nichte Annette von Droste-Hülshoff, war Werner von Haxthausen an der Märchensammlung der Brüder Grimm beteiligt, er stand in enger Freundschaft zu ihen. Überlieferungen zufolge legte von Haxthausen eine bedeutende Gemäldesammlung an, deren Spuren sich allerdings leider verloren haben. Während er in Köln lebte, soll er sich ebenfalls für die Fertigstellung des Kölner Doms eingesetzt haben.
Beda Kleinschmidt – Ehrenbürger der Stadt Brakel
Am 12. Oktober 1867 wurde Beda Kleinschmidt (als Julius Theodor Kleinschmidt) in Brakel geboren und starb am 07. März 1932 in Paderborn. Er war ein deutscher Franziskaner sowie Kirchen- und Kunsthistoriker.
Nach seiner schulischen Ausbildung in Brakel und auf dem Gymnasium Theodorianum in Paderborn, trat er 1888 in die Sächsische Franziskanerprovinz vom Heiligen Kreuz ein und erhielt den Ordensnamen Beda. Sein Studium in Philosophie und Theologie absolvierte Kleinschmidt an den Studienhäusern der Ordensprovinz in Düsseldorf und Paderborn. Am 08. August 1892 empfing er die Priesterweihe im Paderborner Dom und war daran anschließend mehrere Jahre als Lehrer an verschiedenen Gymnasien als Lehrer tätig. Nur vier Jahre später war er auch als Bibliothekar, Magister der Theologiestudenten sowie Lektor und Leiter eines Internats tätig.
Beda Kleinschmidt betrieb während dieser Zeit außerdem liturgiegeschichtliche und historische Studien zur christlichen Kunst. Daraus resultierten einige Veröffentlichungen in Zeitschriften, etwa über priesterliche Gewänder und liturgisches Gerät. Es folgte die Veröffentlichung eines Lehrbuchs sowie die Herausgabe der Reihe „Monographien zur Geschichte der christlichen Kunst“. Beda Kleinschmidt wirkte darauf hin, dass die Zahl der Promotionen von Franziskanern der Sächsischen Provinz an staatlichen Hochschulen zunahm. Aufgrund seiner Veröffentlichungen wurde ihm 1915 der Doktortitel in Freiburg verliehen.
Für seine geleistete Hilfe im Sanitätsdienst während des Krieges wurde Beda Kleinschmidt 1918 das Brustkreuz des Malteser-Ritterordens verliehen.
Zwei Jahre vor seinem Tod, im Juli 1930 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Brakel verliehen. Eine Gedenktafel an dem Geburtshaus des Beda Kleinschmidt im Hanekamp und eine nach ihm benannte Straße in Brakel erinnern an den Ehrenbürger der Stadt.
Die Brüder Grimm – Teil des Bökendorfer Romantikerkreises
Die Brüder Grimm gingen Überlieferungen zufolge der Einladung des Barons von Haxthausen nach und verbrachten um 1813 eine längere Zeit auf dem Bökerhof in Bökendorf. Dort arbeiteten sie unter anderem mit Annette von Droste-Hülshoff an einer Sammlung von Märchen und Sagen. So entstand auch die Sage „Dat Mäken von Brakel“, diese Symbolfigur Brakels ist bis heute allgegenwärtig.
Ihre Märchen und Sagen entstanden nicht aus der eigenen Phantasie, sondern wurden nach alten, vorwiegend mündlich überlieferten Geschichten gesammelt, zusammengetragen und durch die Brüder überarbeitet. Insbesondere Wilhelm Grimm sicherte mit der Bearbeitung der Überlieferungen die weitere Verbreitung und konnte dadurch die Märchenkunde als Wissenschaft begründen. Auf die Einladung des Barons von Haxthausen hin, kamen die Brüder zum Bökerhof nach Bökendorf und verbrachten dort um 1813 eine längere Zeit. Das Herrenhaus Bökerhof war im 19. Jahrhundert mit den Schwestern Jenny und Annette von Droste-Hülshoff, den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm, Clemens Brentano und Josef Görres der Mittelpunkt des „Bökendorfer Romantikerkreises“ (1810–1834). Für den Märchenforscher Heinz Rölleke sind die Beiträge der Familien von Haxthausen und von Droste-Hülshoff zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm eine „unvergängliche Ruhmestat, die das Schloss Bökerhof zu einem der bedeutendsten Punkte der Literaturgeschichte überhaupt machten“. Während ihres Aufenthalts in Bökendorf soll ihnen auch das Märchen der Bremer Stadtmusikanten übergeben worden sein. Zum Gedenken an das im Märchen benannte Räuberhaus wurde zwischen Brakel und Bosseborn ein Steindenkmal der Bremer Stadtmusikanten errichtet, ein weiterer Stein mit einer entsprechenden Gedenktafel befindet sich in Brakel. Zudem wurde die Brüder-Grimm-Schule mit dem Förderschwerpunkt Sprache in Brakel nach ihnen benannt.
Ebenfalls in der Kinder- und Hausmärchensammlung der Brüder Grimm enthalten ist die Sage „Dat Mäken von Brakel“. Die kleine Geschichte in Brakeler Platt haben die Brüder Grimm in ihre zweibändige Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ aufgenommen. Die beiden Bücher erschienen in der Biedermeierzeit, der sogenannten „Romantik“, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Mädchen von Brakel, das Anneken, ist bis heute eine wichtige Repräsentantin der Stadt und darf bei keinem Anlass fehlen. Als Brakeler Anneken ist bereits seit dem Jahr 2013 Anna-Lena Volmer aus Bökendorf unterwegs.
Brüder Grimm: „Dat Mäken von Brakel“:
Es ging mal ein Mädchen von Brakel zur St. Annenkapelle unter der Hinnenburg; weil es gerne einen Mann haben wollte und auch meinte, es sei niemand in der Kapelle, so sang es:
„O heilige Sankt Anne,
so helf‘ mir doch bald zum Manne.
Du kennst ihn ja wohl:
Er wohnt vor dem Sudheimer Tore,
hat blonde Haare (Hoore),
du kennst ihn ja wohl.“Der Küster stand aber hinter dem Altar und hörte das, da rief er mit kieksiger Stimme (=Kinderstimme):
„Du kriegst ihn nicht, du kriegst ihn nicht!“.
Das Mädchen aber meinte, dass Marienkind, das bei der Mutter Anna steht, hätte ihm das zugerufen, da wurde es böse und rief:
„Papperlapap, dummes Blag, halt das Maul und lass die Mutter reden!“
Johann Georg Rudolphi – Malereien in der Pfarrkirche St. Michael
Johann Georg Rudolphi, ein bedeutender Maler, wurde 1633 in Brakel geboren und ebenfalls dort am 30. April 1693 beigesetzt. Der Eintrag im Totenbuch der Pfarrei lautet übersetzt: „Am 30. April starb Herr Johann Georg Rudolphi, unverheiratet, ein ausgezeichneter Maler. Er stand in hohem Ansehen bei Fürsten und Adeligen.“
Rudolphi war ein bedeutender Maler des Fürstbistums Paderborn. Sein bereits um 1507 erbautes Geburtshaus stand auf dem Platz des heutigen Hauses Am Thy 2 in Brakel.
Da es über Rudolphis Ausbildung zum Maler und Zeichner nur wenige Informationen gibt, wird angenommen, dass Rudolphi sich überwiegend von anderen Maler- und Bildhauerarbeiten inspirieren ließ. Sein erstes datiertes Werk stammt aus dem Jahr 1654, sein letztes aus dem Jahr 1692.
Seine gesamte Schaffenskraft konnte Rudolphi unter dem bedeutendsten Paderborner Fürstbischofs des Barocks, Ferdinand II., entfalten. Insbesondere durch seine zahlreichen Altarbilder im Fürstbistum und dem angrenzenden Corvey erlangte Rudolphi im kleinen deutschen Territorium eine sehr große Bedeutung. In Corvey entwarf er die barocke Innenausstattung und das Bildprogramm der Klosterkirche. Auch in der Brakeler Pfarrkirche St. Michael war er künstlerisch tätig. Er malte auf den einzigen in Nordrhein-Westfalen noch erhaltenen Orgelflügeltüren vier Gemälde, die in geöffnetem Zustand die Verkündung Mariens und die Anbetung durch die Hirten (Geburt Christi) zeigen. In geschlossenem Zustand sieht man die vier Evangelisten.
Rudolphi hinterließ ebenso großes druckgrafisches Werk; dazu gehören die Vorlagen zu 28 Kupferstichen zur „Monumenta Paderbornensia“ von Ferdinand II. aus dem Jahr 1672.
Josef Bruno von Mengersen – „Der Dichtergraf“
Josef Bruno von Mengersen wurde am 22. April 1804 in Leipzig geboren und verstarb am 09. Januar 1873 auf den väterlichen Gütern in Brakel-Rheder. Seine Werke wie „Cherusker und Römer – Eine epische Dichtung“ brachten ihm den Namen „der Dichtergraf“.
Josef Bruno von Mengersen zog sich nach seiner Heirat 1835 auf das väterliche Gut in Brakel-Rheder zurück. Dort widmete er sich seinen naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien. Inspiriert von den gartenkünstlerischen Vorstellungen des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau ließ Josef Bruno von Mengersen einen klassischen Landschaftsgarten am Schloss Rheder anlegen. Von 1824 bis 1827 absolvierte er sein Jurastudium in Heidelberg und Berlin. Von Mengersen gab seine Tätigkeit im Berliner Justizdienst nach kurzer Zeit auf, um sich seinen naturwissenschaftlichen und philosophischen Studien zu widmen. Seine Werke wie „Cherusker und Römer – Eine epische Dichtung“ brachten ihm den Namen „der Dichtergraf“.
Von 1851 bis 1852 war er Mitglied des Provinziallandtags von Westfalen und seit 1847 Mitglied des Vereinigten Landtags. Die Familie von Mengersen (früher auch Mengersheim) ist eine der ältesten Rittergeschlechter des Fürstbistums Paderborn.
Petrus Legge – Bischof von Meißen – in Brakel geboren
Petrus Theodorus Antonius Legge, geboren am 16. Oktober 1882 lebte in der Ostheimer Straße 8 in Brakel. Ihm wurde im Jahr 1932 das Ehrenbürgerrecht der Stadt Brakel verliehen. Er war römisch-katholisch Geistlicher und von 1932 bis 1951 Bischof von Meißen. Am 09. März 1951 verstarb Petrus Legge an den Folgen eines Verkehrsunfalls.
Petrus Legge wuchs als ältestes von zehn Kindern im Haus Ostheimer Straße 8 in Brakel auf, wo seine Eltern eine Gastwirtschaft betrieben. Nach seiner schulischen Laufbahn in Brakel und Warburg studierte er katholische Theologie in Würzburg und Paderborn. Gemeinsam mit seinem Bruder Theodor Legge, der ebenfalls katholischer Priester war, wirkte er später mehrfach in unterschiedlichen kirchlichen Funktionen. Im September 1932 ernannte ihn Papst Pius XI. zum Bischof von Meißen. Nur kurze Zeit später erfolgte die Bischofsweihe. Petrus Legge zeichnete sich besonders durch seinen seelsorgerischen Eifer, ein besonnenes Wesen und großes Verhandlungsgeschick aus – auch gegenüber staatlichen Stellen – und war sowohl bei Katholiken als auch bei Nichtkatholiken ein geachteter Gesprächspartner. Er war ein Mensch mit Herz, seine entscheidenden Charakterzüge waren Güte, Geduld, Umsicht, Geschick, Freundlichkeit und eine tiefe Gläubigkeit. Das Gebet lag ihm besonders am Herzen. Ein Zeichen seiner Bescheidenheit und Heimatverbundenheit war sein Bischofsring mit einem Kieselstein aus der „Nethe“, die durch Brakel fließt.
In Andenken an sein Wirken wurden das städtische Petrus-Legge-Gymnasium sowie der Petrus-Legge-Weg in Brakel nach ihm benannt.
Thilo Graf von Rothkirch – Filmproduzent „Der kleine Eisbär“ und „Lauras Stern“ war auf der Hinnenburg zu Hause
Thilo Curt Friedrich Dorotheus Graf von Rothkirch, Freiherr von Trach war ein deutscher Filmproduzent, Drehbuchautor, Regisseur sowie Gründer und Geschäftsführer der Berliner Kinderfilm-Filmproduktionsgesellschaft Rothkirch Cartoon-Film. Er wurde am 23. Oktober 1948 in Brakel geboren und verstarb im Juni 2014 nach längerer Krankheit in Berlin.
Rothkirch studierte Grafikdesign in Kassel. Im Anschluss daran arbeitete er als freier Grafikdesigner und lehrte in Kassel sowie an der Fachhochschule für Design in Dortmund. Nach der Gründung des Rothkirch-Cartoon-Films 1976 produzierte er Sendungen und Kinofilme wie „Der kleine Eisbär“, „Lauras Stern“, oder „Kleiner Dodo“. Für seine Werke erhielt er unter anderem den Deutschen Filmpreis, den Pulcinella Award sowie den Ehrenschlingel des Internationalen Filmfestivals Schlingel.
Durch den Film „Der kleine Dodo“ wurde Rothkirch inspiriert, sich für den Umweltschutz zu engagieren. Gemeinsam mit seinem Bruder setzte er sich für den Artenschutz der Orang-Utans ein, deren Population durch Abholzung und Brandrodung stark dezimiert wurde.