Gotische dreischiffige Hallenkirche, erbaut zwischen 1335 und 1450. Die drei Schiffe haben die gleiche Breite, so dass durch die leicht querrechteckigen Joche das Langhaus ein wenig breiter als lang ist. Dadurch erhält der Kirchenraum die Wirkung eines quadratischen Zentralbaus. Im Westen erhebt sich ein ebenfalls fast quadratischer Turm mit barocker Haube, im Osten der Chor aus einem Chorjoch und dem Chorhaupt mit 5/8-Schluss. Durch diese Bauform lässt sich die Kilianskirche eindeutig als gotischer Hallenbau des westfälischen Typus identifizieren. Vorbild ist wohl die Wiesenkirche in Soest. Dadurch schließt sich ein Kreis, denn Korbach erhielt im Jahr 1188 das Soester Stadtrecht, und Soest war auch die „Vorstadt“ vieler westfälischer Hansestädte, u.a. auch Korbachs.
Geschichten zur Kilianskirche: Heule- und Lachemännchen
Am Obergang vom Dachgesims an der Ostseite beider Seitenschiffe hockende Männchen als Trägerfiguren, im Volksmund „Heulemännchen“ und „Lachemännchen“ genannt: Es wird erzählt, dass sie die Stellen markieren, an denen wegen Geldmangel die Bauarbeiten unterbrochen und später, nach einer reichen Spende, wieder weitergeführt wurden. Als die Korbacher ihre neue Kirche – die Kilianskirche – bauten, brauchten sie viel Geld. Doch schon bald war alles ausgegeben, und die Kirche war noch längst nicht fertig. Das war zum Weinen. Damit auch alle die Traurigkeit sehen konnten, wurde an der Stelle, an der es nicht weiterging mit dem Bauen, das Heulemännchen an das Dachgesims gesetzt. Doch als dann eine große Geldspende in die Stadtkasse kam, freuten sich die Korbacher und konnten Weiterbauen. Zum Zeichen ihrer Freude setzten sie das Lachemännchen auf die andere Seite der Kirche. Mit der linken Hand hält es den Kopf und schmunzelt gut sichtbar vor sich hin.
Die Geschichte des Roland
In vielen deutschen Städten gibt es Rolandstatuen. Sie gelten als Symbol für städtische Privilegien wie z.B. das Marktrecht. Weltbekannt ist z.B. der Roland der Stadt Bremen. Aber auch Korbach hatte seinen – wenn auch deutlich bescheideneren – Roland. Diese Statue hat in der Stadtgeschichte Korbachs eine enge Beziehung zur Kilianskirche, namentlich zum Südportal (um 1420), das einen reichen Figurenschmuck zeigt.
Der Korbacher Roland stand ursprünglich auf dem Marktplatz. Er ist das Zeichen für die Rechte der Stadt im Mittelalter, z.B. das Markrecht oder die eigene Gerichtsbarkeit. In der rechten Hand trägt er die Blutfahne. An ihr konnte man erkennen, dass die Korbacher Richter bei einem Angeklagten über Leben und Tod entscheiden durften.
Eines Tages kam es zu einem Streit zwischen der Stadt Korbach und den Waldecker Grafen, die das Land rund um die Stadt beherrschten. In einem offenen Kampf zwang der Graf die Stadt, nur ihm und seinem Gericht untertan zu sein. Die Korbacher wehrten sich, mussten sich aber schließlich beugen. Aber ihren Roland, das Zeichen ihrer Stadtrechte, wollten sie nicht auch noch opfern. Heimlich holten sie ihn vom Marktplatz und stellten ihn in eine Nische am prachtvollen Eingangsportal der Stadtkirche St. Kilian. Hier standen schon viele Heiligenfiguren, so dass der Roland gar nicht mehr auffiel.
So kam es, wie es kommen musste: Menschen starben und neue Menschen wurden geboren – an den Roland erinnerte sich niemand mehr. Mit der Zeit geriet er völlig in Vergessenheit. Erst viele hundert Jahre später wurde er an die Ecke des Rathauses gestellt.
Christkindchenwiegen in Korbach
Alle Jahre wieder bietet die Kreisstadt am Heiligen Abend ein besonderes Schauspiel. Rund 80 Burschen und Männer begeben sich die 264 Stufen hinauf bis zur Galerie des Turmes der Kilianskirche. Warm angezogen und mit Laternen, Stricken und Lampions ausgestattet weht Ihnen dort auf dem gotischen Wahrzeichen Korbachs ein eisiger Wind ins Gesicht. Am Fuße der mächtigen Kirche warten unterdessen die Korbacher gespannt darauf, dass die Lichter über der Brüstung des Kilians aufleuchten und dem Christkind den Weg weisen. Dann erschallt über den Dächern der Altstadt der Choral „Dies ist der Tag, den Gott gemacht“ und die Korbacher verspüren den besonderen Zauber des Heiligen Abends.
Der Brauch des „Christkindchenwiegens“ geht bis in das Jahr 1543 zurück. Der Legende nach herrschte damals eine verheerende Seuche, die Tod und Verderben brachte. Die Korbacher trugen viele Kranke in die Kilianskirche. Schon drohte sogar der Ausfall der Weihnachtsmesse, da wagten einige noch gesunde Männer den Aufstieg auf den Turm: Sie ließen Fackeln und Laternen in alle vier Himmelsrichtungen vom Turm der Kirche leuchten und sangen andächtige Choräle dazu. So bereiteten die wiegenden Lichter dem Christkind eine Wiege, die es in der zum Lazarett umgenutzten Kirche nicht finden konnte.
Die Pest verschwand schließlich aus der Stadt – und der Brauch des Christkindchenwiegens hat sich bis heute bewahrt. Übrigens wurde Korbach seither nicht wieder von der Pest befallen.