• Auf den Spuren der Reformation
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Wesel: Die reformierte Insel am Niederrhein

Dass gesellschaftliche Veränderungen nicht von heute auf morgen eintreten, zeigt die Geschichte der Reformation in Wesel: Von 1517 an vergingen noch 23 Jahre, bis sich die Reformation in der Hansestadt am Niederrhein endgültig durchsetzen konnte.

Nichtsdestotrotz hatte Wesel mit Wessel van Bert schon 1525 einen Bürgermeister, der sich ebenso wie viele Bürger zur Reformation bekannte. Als wohlhabende Hansestadt, deren wirtschaftlicher Erfolg für die Staatskasse des Herzogtums Kleve unverzichtbar war, genossen die Weseler Bürger besondere Freiheiten. Dies kam der Ausbreitung der Reformation zugute. Der bis an den Niederrhein reichende Einfluss des mächtigen Erzbischofs von Köln war in Wesel eben deutlich weniger zu spüren als im gesamten Umland. Mit Adolf Clarenbach, der von 1523 bis 1525 in der Stadt war, hinterließ ein einflussreicher Reformator früh seine Spuren in Wesel.

Zum abschließenden Erfolg verhalfen der Reformation ein durchsetzungsstarker evangelischer Priester und ein Herrscherwechsel 1539 in Kleve: Der neue Landesherr Wilhelm V. stand der Reformation recht offen gegenüber. Am Palmsonntag 1540 wurde das Abendmahl in St. Willibrord erstmals nach evangelischem Ritus ausgegeben, damit galt Wesel als reformiert.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Stadt zum Zufluchtsort calvinistisch-reformierter Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden und Belgien. Wesels gute Anbindung und seine weitreichende politische Unabhängigkeit begünstigten dies. Die Ankommenden führten zu einer wirtschaftlichen Blüte und brachte der Stadt den Ehrennamen „Vesalia hospitalis“ (gastfreundliches Wesel) ein. Verewigt wurde der Name zuerst auf den Geusenbechern: Zwei Silberpokale, die Mitglieder der Flüchtlingsgemeinden dem Stadtrat aus Dankbarkeit überreichten. Die Pokale haben die Jahrhunderte überdauert und können heute im Städtischen Museum besichtigt werden. Auch die Erinnerung an einige Neubürger bleibt: Peter Minuit, der als Sohn von Glaubensflüchtlingen in Wesel geboren wurde, gründete Nieuw Amsterdam – das heutige New York.

Auch auf die evangelische Kirche hinterließ diese ereignisreiche Zeit in Wesel Spuren: 1568 fand in der Hansestadt der so genannte Weseler Konvent statt. Die dort getroffenen Beschlüsse über Aufbau und Organisation der Kirchengemeinden sind für evangelische Landeskirchen in Deutschland und besonders in den Niederlanden bis heute prägend.

Heute erinnert der Willibrordi-Dom – weiterhin evangelisch – an die damalige Zeit: Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ist er baulich seiner Form aus dem Weseler Reformationsjahr 1540 nachempfunden.

Text: Tim Brömmling

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