Die Hanse- und Burgmannstadt Quakenbrück ist ein Ort der Reformation. Im Jahr 1504 wurde Hermann Bonnus, einer der bedeutendsten Reformatoren Norddeutschlands, hier geboren. Sein Geburtshaus steht in der Goldstraße 9 rund 200 Meter vom Marktplatz entfernt. Dank der Aufmerksamkeit der Unteren Denkmalschutzbehörde und einer von dieser in Auftrag gegebenen dendrochronologischen Untersuchung hat sich herausgestellt, dass das auf den ersten Blick eher unscheinbare Haus noch erhebliche Teile eines 1499/1500 errichteten Gebäudes besitzt, also aus der Zeit kurz vor der Geburt von Hermann Bonnus. Damit stellt es schon bauhistorisch etwas Besonderes dar, denn es ist eines der ältesten bislang bekannten kleinstädtischen Häuser im westlichen Niedersachsen und wohl noch in einem weiten Umkreis darüber hinaus.
Hermann Bonnus besuchte die Lateinschule in Quakenbrück, die Domschule in Münster und wurde in Wittenberg Schüler Martin Luthers und Philipp Melanchthons, die er später, so weiß es die Geschichte, „in hohen Ehren“ hielt. Hermann Bonnus war erster Superintendent von Lübeck. 1543 oblag Bonnus im Auftrag des Osnabrücker Bischofs die Erstellung und Durchsetzung einer „gliknütige(n) Christliche(n) Kerkenordnunge und Reformation“ im Osnabrücker Land. An Luthers Bibelübersetzung in die niederdeutsche Sprache war er ebenfalls beteiligt. Diese 1534 herausgegebene Bibel wurde Bonnus Handexemplar. Sie befindet sich im Eigentum der Kirchengemeinde St. Sylvester in Quakenbrück und wird zu am Sonntag Trinitatis der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Diese Ausführungen sollen deutlich machen, dass Bonnus für die Konsolidierung evangelischen Lebens in Norddeutschland Großes geleistet hat und es sich bei dem Haus in der Goldstraße um ein bedeutendes kulturhistorisches Juwel handelt, dessen Erhalt von überregionaler, ja nationaler Bedeutung ist.
Das Gebäude konnte der im Jahr 2015 gegründete „Trägerverein Hermann-Bonnus-Geburtshaus e.V.“ inzwischen erwerben und plant nun eine Restaurierung und Inwertsetzung. Eine museale Nutzung unter dem Arbeitstitel „Die historisch gewachsene Bikonfessionalität Quakenbrücks und des Osnabrücker Landes“ soll in Zusammenarbeit mit dem Verein „Stadtmuseum Quakenbrück e.V.“ geschaffen werden.
Das Jahr 2017 ist in Quakenbrück bestückt mit vielen Veranstaltungen rund um das Thema Reformation. Die St. Sylvesterkirche als Westfälische Hallenkirche ist nach einer umfangreichen Renovierung im Dezember 2016 wieder zugänglich.