„Wisset, Bischof Dietrich von Moers, dass wir den Herzog Johann von Kleve lieber haben als Euch und wir Euch hiermit absagen“. Mit diesen Worten am Anfang eines Briefes begann ein bedeutendes Kapitel der Soester Stadtgeschichte – die Soester Fehde.
Nicht zuletzt durch die Förderung ihres Stadt-Herren, des Kölner Erzbischofs, hatte sich Soest zu einer wohlhabenden und einflussreichen mittelalterlichen Groß-Stadt entwickelt. Mit steigendem Selbstbewusstsein versuchten die Soester, sich vom Einfluss des Bischofs zu lösen und vollzogen im 15. Jahrhundert einen beispiellosen Wechsel von einem Landesherren zum anderen. Da hinter beiden Konflikt-Parteien ein Netzwerk von Verbündeten stand, nahmen die Auswirkungen des Fehde-Briefes „europäische Dimension“ an. Sie reichten von Böhmen bis Burgund und erreichten schließlich sogar den Papst in Rom.
Für Soest zog der folgenreiche Brief eine fünfjährige Belagerung nach sich, die man nicht zuletzt aufgrund der soliden Befestigungsanlagen und der Tatsache, dass dem Erzbischof die finanziellen Mittel ausgingen, siegreich aussitzen konnte.
Heute wird das Ereignis alle zwei Jahre im Rahmen des europäischen Mittelalter-Festivals „Soester Fehde“ unter Beteiligung von Mittelalter-Gruppen aus 12 Nationen an historischer Stelle nachgestellt.
Highlight der Veranstaltung ist die szenische Darstellung des historischen Mauer-Sturms von 1447 mit rund 500 Darstellern, die während des Fehde-Wochenendes mehrfach aufgeführt wird. Gemessen am räumlichen Umfang des Geschehens handelt es sich beim „Großen Sturm auf die Stadt“ um eine der größten Szenarien dieser Art in Deutschland – Pyrotechnik und Kanonen-Geböller inklusive.
Außerhalb der Aufführungszeiten der Inszenierung des „Großen Sturms auf die Stadt“ kann man die Truppen in ihrem Gräftelager besuchen, Handwerkern verschiedener Zünfte über die Schulter schauen und sich ein lebhaftes Bild über das Alltagsleben im Mittelalter machen.
Beköstigt werden die lagernden Gruppen übrigens nur mit Lebensmitteln, die es „damals“ schon gab. Nudeln, Reis und Kartoffeln scheiden also aus. Rund 900 Personen nebst Pferden wollen mit Proviant, Stroh und Heu versorgt werden.
Die nächste Soester Fehde wird im Spät-Sommer 2025 stattfinden.